Ausgabe 4/2022

Ausnahmezustand Trinwasserverschmutzung

von Valery Furrer, Redaktion

Zuhause den Wasserhahn öffnen und sich ein erfrischendes Glas Hahnenwasser gönnen, normalerweise ein unspektakulärer Vorgang. Nicht so für Quartierbewohnende des Gebiets Langensand-Matthof. Diese waren diesen Sommer elf Tage von der sauberen Trinwasserversorgung abgeschnitten.

 

Die EWL informierte am Samstag, 30. Juli, die betroffenen Haushalte via Informationsschreiben, sowie mit einer Medienmitteilung über eine bakterielle Verunreinigung des Trinkwassers. Der eine oder die andere war bestimmt froh, waren da noch ein paar Flaschen Mineralwasser im Vorratsschrank. Ansonsten hiess es, Wasser abkochen. Gemäss dem Informationsschreiben der EWL, welches an den Eingangstüren der betroffenen Gebäude angebracht wurde, musste nicht nur das Trinkwasser abgekocht werden, sondern ebenfalls das Wasser für den Geschirrabwasch von Hand. Auch für das gefahrlose Zähneputzen durfte nur abgekochtes oder gekauftes Wasser verwendet werden.

 

Wassertankstellen für frisches Wasser

In den folgenden Tagen publizierte die EWL auf ihrer Webseite weitere Updates, jedoch ohne Aussicht auf eine baldige Behebung der Ursache. Auf Anregung eines Vorstandsmitglieds des Quartiervereins Tribschen-Langensand, hat die EWL am 7. Tag an verschiedenen Standorten «Wassertankstellen» installiert. Es handelte sich hierbei um temporäre Wasserhähne, an denen die Anwohnenden sauberes Trinkwasser holen konnten. Insgesamt waren diese Wasserstellen auf fünf Standorte verteilt.


Wie gingen die betroffenen Menschen und Unternehmen im Quartier mit der Situation um? Wie haben sie den Alltag ohne frisches Trinkwasser empfunden? Massimo Gut vom Sommercafé beim Richard-Wagner-Museum erinnert sich:«Einiges konnten wir den Gästen nicht mehr anbieten. Es konnten beispielsweise keine Getränke mit Eiswürfel serviert werden, da unsere Eismaschine an das Trinkwassernetz angeschlossen ist.» Kein Eiskaffee und das bei den Höchsttemperaturen, die zu dieser Zeit herrschten. Auch das Glas Wasser zum Kaffee fiel weg. Die Frage nach einer allfälligen Umsatzeinbusse für den betroffenen Zeitraum verneint Massimo Gut. «Eine Umsatzeinbusse haben wir nicht festgestellt. Über die Ursache der Verunreinigung wurde unter den Gästen jedoch rege spekuliert.».

 

Langersehnte Entwarnung

Nach elf Tagen, am 09.08.22 kam dann die langersehnte Entwarnung durch die EWL für die meisten Haushalte. Das Wasser aus dem Hahn konnte wieder bedenkenlos getrunken werden. Die betroffenen Haushalte erhielten einige Tage darauf einen Brief der EWL, in welchem sich das Unternehmen für die Geduld bedankt und eine Ermässigung von 30 Franken auf die Quartalsrechnung verspricht. Zudem gab es eine Tafel Schokolade, vermutlich um allfällig erhitzte Gemüter zu besänftigen.

 

Einige Haushalte jedoch hatten noch bis vor kurzem lediglich dank einem provisorischen Wasseranschluss frisches Trinkwasser. Der Grund für die Verunreinigung konnte trotz dem betriebenen Aufwand seitens der EWL lange nicht eruiert werden. Mittlerweile ist die Ursache bekannt und wurde an der Medienkonferenz der EWL vom 27.09.22 kommuniziert. Die Quelle für die Verunreinigung war ein neu eingebautes Trinkwasserrohr, an dem Schmutz haftete, der bei der Sichtkontrolle nicht erkennbar war. Auch die standardmässige Spülung hat die Vereinigung an der Rohrwand nicht entfernt. Die EWL hat das Rohr, welches sich am Imfangring befand, mittlerweile ausgebaut und ersetzt. Die EWL zieht aus den Ereignissen nicht nur Lehren baulicher Natur: «Wir haben im Rahmen unserer Analysen auch Verbesserungspotenzial in den Bereichen Krisenorganisation und Kommunikation identifiziert», sagt Patrik Rust, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ewl. 

 

Sämtliche Massnahmen sind aufgehoben, die Trinkwasserstellen verschwunden. Was bleibt, ist die Erkenntnis, wie sehr wir doch alle von sauberem Trinkwasser abhängig sind und wie wenig es braucht, dieses kostbare Gut zu gefährden.