Ausgabe 2/2023

Christiane Kutra, Malerin und Leiterin des Kunstseminars

 

Mein Besuch im Kunstseminar am Grimselweg 8 gewährte mir nicht nur einen Einblick in die faszinierende Kunst der Malerei, es war auch eine schöne Begegnung mit einer sehr beeindruckenden Frau. beim Leser oder der Leserin wecken.

von Hildegard Küng

 

Frau Kutra, war Kunst in Ihrem Leben schon immer wichtig und wie sind Sie zur Malerei gekommen?

Schon als Kind habe ich immer gerne gezeichnet und gemalt. Für mich kam daher nur ein kreativer Beruf in Frage und so absolvierte ich nach der Primarschule das Lehrerseminar und übte anschliessend den Beruf als Lehrerin aus. Bereits nach einem Jahr spürte ich, dass die Kunst, besonders die Malerei meine Welt ist und besuchte Kurse am Kunstseminar Luzern. 

 

 

Dieses Kunstseminar wurde dann zum wichtigsten Teil Ihres Lebens. Sie haben dort nicht nur die Liebe zur Malerei gefunden, sondern auch die Liebe Ihres Lebens. 

Oh ja! Während meines Studiums am Kunstseminar lernte ich dessen Gründer und Leiter, Radoslav Kutra, näher kennen und wir heirateten noch während meiner Ausbildungszeit. Wir teilten unser Leben und unsere gemeinsame Leidenschaft für die Kunst sowie für unser gemeinsames Projekt, das Kunstseminar bis zu seinem Tod im Alter von 95 Jahren im Jahr 2020.

Können Sie uns Näheres über die Entstehung des Kunstseminars erzählen? 

Das Kunstseminar Luzern wurde 1973 von Radoslav Kutra gegründet. Er emigrierte 1968 aus politischen Gründen aus der Tschechoslowakei in die Schweiz. Bereits in seiner alten Heimat war er ein sehr bedeutender,  freischaffender Maler und Zeichner und war an der Universität in Olmütz als Kunstpädagoge tätig.

Auch in der Schweiz blieb es für ihn ein Bedürfnis, die Malerei an kunstinteressierte Menschen zu vermitteln und an den Migros Klubschulen in Olten, Aarau und Luzern, bevor er 1973 seine eigene Malschule gründete. Das neu entstandene Kunstseminar befand sich an der Neustadtstrasse und blieb dort während 36 Jahren. Inzwischen hatte mir mein Mann die Leitung des Seminars übergeben. Im Jahr 2009 zogen wir an die St. Karli Strasse und seit 2018 sind wir im Tribschenquartier, am Grimselweg 8, beheimatet. Zwei Jahre nach dem Umzug ins Tribschenquartier ist mein Mann leider verstorben und ich setze sein Projekt und seine Ideen nun alleine fort. Er fehlt mir sehr, aber durch seine Bilder, die bei mir zu Hause und auch hier im Atelier hängen, ist er immer präsent und ich fühle mich ihm stets nahe.

Was ist das Kunstseminar? Was passiert dort?

Das Kunstseminar ist eine Malschule, die eine malerische und zeichnerische Ausbildung vermittelt. Es geht nicht unbedingt darum, Kunst als Fachberuf zu lernen, sondern – im Hinblick auf die wichtige Stellung der Kunst in der heutigen Gesellschaft – ihre Eingliederung in das tägliche Leben zu fördern. Das Schulangebot richtet sich sowohl an Personen, die die Malerei als Beruf ausüben, wie auch an alle, die sich in ihrer Freizeit mit der Malerei beschäftigen und durch die Welt der Farben eine Bereicherung in ihrem Leben erfahren möchten.

Unser Angebot ist deshalb vielfältig: Die Tagesschule bietet eine vollständige Ausbildung zum Maler, zur Malerin an und dauert fünf Jahre. Teilzeitkurse ermöglichen den teilweisen Besuch von frei kombinierten Einzelkursen. Abendkurse bieten wir 2 – 3 Stunden wöchentlich an und Samstagskurse geben die Gelegenheit, alle 3 Wochen einen Tag lang zu malen, integriert sind Portraitzeichnen und -malen sowie Kunstgeschichte.

 

Christiane Kutra zeigt ihre Lieblingsbilder von ihrem verstorbenen Ehegatten

 

Wer leitet und führt die Kurse durch?

Früher hatte ich Lehrpersonen angestellt, aber schon seit einigen Jahren leite ich die meisten Kurse selbst. Dabei hilft mir meine pädagogische und künstlerische Ausbildung. Durchschnittlich unterrichte ich während vier Tagen an der Schule. Neben den Schulungen und Kursen betreibe ich zudem eine Artothek, einen Bilderverleih. Zu günstigen Konditionen können Originalbilder von Radoslav Kutra ausgeliehen werden.

Das Kunstseminar feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Wie wird das gefeiert?

Die Kunstschule wird ihr Atelier am Grimselweg 8 öffnen und einen Einblick in das aktuelle Schaffen in den Kursen geben. Es werden Arbeiten der Malerinnen und Maler ausgestellt, die aktuell das Kunstseminar besuchen. Die Ausstellung macht deutlich, worum es beim Zeichnen und beim Malen mit Ölfarben, Gouache, Pastell und Aquarell immer wieder geht: Die Farben bauen das Bild auf, Farbe kann viel mehr als nur schön sein. Es freut mich sehr, wenn uns viele Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers besuchen werden (Details gemäss blauem Textfeld).

Sie selbst sind Künstlerin und malen. Kann man Ihre Bilder an Ausstellungen sehen?

Mit den Kursen und Anlässen im Kunstseminar bin ich so ausgefüllt, dass ich im Moment selten zum Malen komme. Ja, ich hatte schon Ausstellungen. In naher Zukunft nehme ich im Oktober an der Gruppenausstellung «50 Jahre Kunstseminar» teil.

Ihr Arbeitsort sowie Ihr Wohnort liegen in unserem Quartier. Was gefällt Ihnen hier vor allem?

Ich fühle mich sehr wohl an meinem Wohnort sowie auch an meinem Arbeitsort und empfinde es als Luxus, meinen Arbeitsweg per Velo oder zu Fuss zurücklegen zu können. Dabei staune ich immer wieder, wie viele schöne, alte Gebäude in unserem Quartier stehen. Ebenfalls schätze ich die vielfältigen kulturellen Angebote. Erholung und Inspiration geben mir vor allem Spaziergänge am See, die mich meistens hinauf zum Richard-Wagner-Museum führen.

 

Vielen Dank für das spannende Gespräch, Frau Kutra. Auch ich habe mich in Ihrem Atelier mit den schönen und eindrucksvollen Bildern Ihres Mannes Radoslav Kutra sehr wohl gefühlt. Ich hatte das Glück, ihn 2016 anlässlich seiner Ausstellung in der Kornschütte kennen zu lernen