Ausgabe 2/2023

Legale Biketrails in Vorbereitung

Wird es schmal, gelangen sich Wanderer und Biker schnell in die Haare.

Noch in diesem Jahr sollen im Bireggwald Biketrails legal befahren werden
können. Kommt das gut oder führen die Pläne zu noch mehr

Spannungen zwischen den verschiedenen Nutzern?

 

von Fredy Zurkirchen

 

Obwohl der grösste Teil auf Horwer Boden liegt – der Stadt gehört nur ein kleiner Spickel zwischen Hirtenhof und Sternmattstrasse - ist der Bireggwald vor allem auch für viele Stadtluzerner die «grüne Lunge» und ein beliebter Erholungsraum. Entsprechend intensiv wird er genutzt: Spaziergänger, Wanderer, Kinder- und Waldspielgruppen, Joggerinnen, «Hündeler» und Reiterinnen bewegen sich im knapp zweimal ein Kilometer grossen Flecken. Zudem wird der Wald forstwirtschaftlich genutzt und -last but not least – ist er Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Nun sollen also auch noch Biker dazukommen? Droht uns nun Dichtestress und Anarchie im Wald, wie es einige kritische Stimmen in Leserbriefen prophezeien? 

 

 

Informationsveranstaltung in Horw 

Letzten Januar orientierten die Vertreter des Projekts «Bikerlenkung Bireggwald» im Horwer Schulhaus Zentrum die Bevölkerung und stellten sich Fragen. Rund 200 Personen nahmen teil. Eines wurde immer wieder betont: Das Projekt entstand nicht auf Initiative der Biker-Community, sondern wurde durch die Waldeigentümer und den Kanton angestossen. «Die Unzufriedenheit mit den wilden Biketrails war auf allen Seiten gross und niemand fühlte sich zuständig.» Ab 2017 startete eine Arbeitsgruppe bestehend aus den Grundeigentümern, der Stadt Luzern und der Gemeinde Horw sowie der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) die Lösungssuche. Erst 2021 stiess dann auch der Verein Mountainbike Luzern dazu. Während des Projekts wurden verschiedene Nutzergruppen, Naturschutzorganisationen und Quartiervereine in die Arbeiten einbezogen und angehört.

 

Rund 5 Kilometer unbefestigte Wege sollen mit dem Bike legal befahren werden dürfen

Die präsentierte Lösung sieht vor, ergänzend zu den bestehenden Kieswegen im oberen Bereich des Waldes zwei Rundkurse aus befestigten und unbefestigten Abschnitten einzurichten. Auf der kleinen Runde bieten einfache Hindernisse die Möglichkeit, Geschicklichkeit und Technik zu trainieren. Zudem gibt es vier Abfahrt-Trails, die mehrheitlich schon bestehen, folglich legalisiert würden (Die Wegführung kann auf der Karte des Quartiervereins eingesehen werden).

 

Die Stadt Luzern und die Gemeinde Horw bilden zusammen mit dem Verein Mountainbike Luzern eine Trägerschaft, die Planung, Realisierung und Betrieb übernimmt. Die Gemeinde Horw und die Stadt Luzern beteiligen sich an den Planungs- und Realisierungskosten mit 120'000 resp. 15'000 Franken. Die restlichen 220'000 sollen vom Verein Mountainbike Luzern über Crowdfunding und Sponsorenbeiträge gedeckt werden. Auch ein beträchtlicher Teil den jährlichen Betriebskosten von rund 30'000 soll von der Biker-Community getragen werden. Der Stadtrat Luzern und der Gemeinderat Horw haben diese Beträge bewilligt.

 

Standortgemeinden, Fachbereiche und Umweltorganisationen unterstützen das Projekt 

Die Umweltverbände weisen in ihrer Stellungsnahme darauf hin, dass der hohe Nutzungsdruck problematisch für die Wildtiere im Bireggwald ist. Jedoch glaubt man, dass die geplante Legalisierung von Trails die Chance auf eine Verbesserung bietet. Solange die Nutzung im Rahmen bleibt und Biker nicht massenhaft in den Bireggwald strömen, stehen auch die betroffenen Quartiervereine dem Projekt offen gegenüber. Auch Andreas Lehmann von den Luzerner Wanderwegen befürwortet die Bikerlenkung und die damit verbunden Schaffung konkreter Ansprechpartner und Verantwortlichkeiten. Bei den meisten Wanderwegen im Bireggwald handelt es sich um befestigte Wege, die schon heute mit Velos befahren werden-können -bisher problemlos. An «heiklen» Orten wie bspw. im Gebiet Stirnrüti konnte eine Entflechtung zwischen Bike- und Wanderweg angeregt werden.

 

«Ich befürchte, dass der Bireggwald zu einem Eldorado für Biker wird!» 

Die Furcht ist vor allem bei den Spaziergängern da, dass sich der Bireggwald zu einem «Biker-Eldorado» entwickeln könnte. Die Projektträger sind sich diesem Risiko bewusst. Durch Massnahmen und Auflagen versuchen sie, vorzubeugen. So dürfen die Trails nicht touristisch beworben und die «wilden» Trails sollen umgehend zurückgebaut werden. Zudem soll ein enges Monitoring stattfinden und eine Meldestelle bei Problemen geschaffen werden.

 

Erst die Dosis macht das Gift

Ein Augenschein vor Ort zeigt, dass ein Nebeneinander - auch im engen Bireggwald - eigentlich möglich sein sollte. Die Konfliktbereiche zwischen Bikenden und anderen Nutzern sind aufgrund der geplanten Streckenführung überschaubar. Mehrverkehr auf von Spaziergängern und Joggern stark begangenen Wegen dürfte – wenn überhaupt - vor allem auf dem Waldrandweg oberhalb des Hirtenhof und Teilen des Allmendliwegs und der Stiftsstrasse entstehen. Diese werden vor allem als Zubringer genutzt. Dabei handelt es sich um breite und gut einsichtige Waldstrassen.

 

 

Letztlich wird es davon abhängen, wie viel zusätzlicher Betrieb das neue Angebot anziehen wird, wie respektvoll die Bikenden mit den anderen Anspruchsgruppen umgehen und ob sich alle an die offiziellen Trails halten werden. In dieser Frage wird vor allem der Verein Mountainbike Luzern gefordert sein. Positiv ist, dass sich dieser als Mitträger in die Verantwortung einbindet.

 

Die nächsten Schritte! 

Erst kürzlich wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Luzern, der Gemeinde Horw und dem Verein Mountainbike Luzern unterzeichnet. Aktuell arbeitet man an den Baugesuchen. Wenn diese bewilligt sind und die Finanzierung steht, kann mit dem Einrichten der Trails begonnen werden. Das wird frühestens im Sommer der Fall sein. Dann werden auch Infotafeln aufgestellt werden, u.a. mit Hinweisen, wo man sich mit Problemen und bei Beschwerden melden kann.