Ausgabe 1/2023Die Bereitstellung der VBL-Flotte |
von Jean-Pierre Kipfer, Redaktion Tripsche Zytig |
Wer kennt sie nicht, die blau-weissen oder in fahrende Werbesäulen umgespritzten, zwei- bis vierachsigen, von morgens früh bis spät nach Mitternacht im Takt verkehrenden VBL-Busse. Wer oder was steckt dahinter, damit wir zuverlässig zur gewünschten Zeit an den Bahnhof, zur Arbeit, ins Theater, zum Stadion oder... gefahren werden?
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Ja natürlich, es sind die gegen 150 Busse und vier Reisecars, die von über 350 engagierten Chauffeusen und Chauffeure «unserer» Verkehrsbetriebe gelenkt werden. Aber damit die Fahrzeuge frühmorgens zu ihrem Einsatz bereitstehen, sind 18 Mitarbeiter der «Bereitstellung» im 3-Schichtbetrieb tagtäglich und dies 365 Tage im Jahr verantwortlich. Wir haben beim Leiter der «Bereitstellung», Michael Fankhauser, und einem seiner Mitarbeiter, Mechaniker Philipp Vonesch, nachgefragt.
Jeden Tag gegen 2 Uhr früh beginnt die Verplanung der 145 Busse. Welches Fahrzeug kommt auf welche der 31 Linien und neun Nachsternlinien und ab wann in den Einsatz? Damit dies geschehen kann, werden ab dem Eintreffen am Abend des Vortages in einem der drei Depots, die Busse in einem genau geregelten Ablauf gewartet und bereitgestellt. Dies geschieht im Dreischichtenbetrieb: Spätschicht am Vorabend von 17.45 bis 02.30 h, Frühschicht von 4 bis-12.30 h und die Mittelschicht von 12.15-18 h.
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Die Aufgaben des Teams sind: - Fahrzeugplanung für den Linien- und Sonderbetrieb, z.B. während der LUGA oder im Einsatz als «Bahnersatz» - Die Verfügbarkeit des eigenen Rollmaterials sicherstellen. - Depotlogistik der Flotte in Luzern und Root, in Kriens durch die Firma Heggli AG - Fahrzeugreinigung und Betankung - Linienbetrieb betreuen (Pannen- und Abschleppdienst) - Koordination Reparaturen zwischen Bereitstellung, Carrosserie und Werkstatt - Reparaturen, Wartungen, Diagnosearbeiten und Abschleppdienst
Am Hauptsitz «Weinbergli» sind es über 100, im Aussendepot «Root» 27 Fahrzeuge aller Art und im Aussendepot «Heggli» Kriens 19 Diesel- und Hybrid-Busse, die durch das Team «Bereitstellung» disponiert, instandgesetzt oder repariert werden.
Die Bereitstellung ist eine von sieben technischen Abteilungen der VBL AG Das Tribschenquartier verfügt somit über eine Reparaturwertsatt mit viel «Bus-Know-how». Die Bereitstellung läuft in mehreren Schritten ab.
Letzte Arbeiten der Fahrdienstmitarbeitenden mit Tagesrapport Das parkierte Fahrzeug wird vom Fahrdienstmitarbeitenden nach Verlorenem oder Vergessenem durchsucht. Neben Schirmen, Taschen oder Rucksäcken werden auch mehr oder weniger wertvolle Musikinstrumente oder Puppen und Portemonnaies gefunden. Immer wieder kommt es vor, dass sich jemand bei der Zentrale meldet: Die Ortung des verlorenen Handys habe ergeben, dass es sich hier befinden solle. Fundgegenstände werden direkt an das Fundbüro Luzern zugestellt. Liegengelassener Abfall, Zeitungen, Alubüchsen, Flaschen werden in den vorgesehenen Boxen recycelt oder entsorgt. Pro Jahr sammelt sich in den vbl-Bussen rund 18 Tonnen Abfall an. Eine Abschlusskontrolle durch den Fahrdienstmitarbeitenden ist sehr wichtig, denn es kann vorkommen, dass sich zum Beispiel ein eingeschlafener Fahrgast im Fahrzeug befindet. Alle zwei bis drei Tage oder nach Bedarf fährt die Chauffeuse oder der Chauffeur das Fahrzeug zur automatischen Waschanlage der VBL.
Der Tagesrapport mit den gefahrenen Kilometern, Notieren der bemerkten kleineren oder grösseren Mängel wie z.B. defekte Glühbirnen oder ein schwer zu bedienender Mechanismus eines Klappsitzes, werden vom Fahrdienstmitarbeitenden erfasst und dem Bereitstellungsmitarbeitenden zur Reparatur übergeben. Damit ist der Arbeitstag des Fahrdienstpersonals abgeschlossen.
Auswertung des Tagesrapportes Weist das Fahrzeug keine Mängel auf, werden die Dieselbusse aufgetankt und bei den Trolleys werden die Kohlen (Verschleissteil) der Stromabnehmer kontrolliert. Vor allem im Herbst und Winter müssen diese Teile fast täglich ausgewechselt werden. Die Kohlen sind die «Brücken» für den Stromfluss von der Fahrleitung zum Fahrzeug. Sind jedoch Mängel oder Defekte notiert worden, entscheidet der Bereitstellungs-Mitarbeitende, ob das Fahrzeug «fahrbar» oder eben nicht mehr fahrbar ist. Ist es fahrbar kommt es zur Innenreinigung. Ist der Entscheid nicht fahrbar, kommt es auf die Freigabeliste (Reparaturplanung) mit dem Zeitpunkt der Reparatur und ab wann das Fahrzeug wieder einsatzfähig ist.
Fahrzeug Innenreinigung Diese tägliche Innenreinigung wird durch einen externen Reinigungspartner durchgeführt. Je nach Jahreszeit sind dies 8-12 Personen, die den losen Schmutz entfernen, Scheiben und Sitze reinigen, die Haltestangen und Griffe desinfizieren. Je nach Witterung wird der Boden nass oder trocken gereinigt.
Alle zwei bis drei Wochen erfolgt die 1.Intervallreinigung. Zusätzlich zum täglichen Prozedere werden die Fensterrahmen, Podeste und Führerkabine sauber gemacht. Nach weiteren 2-3 Wochen wird die 2. Intervallreinigung ausgelöst. Bei dieser Aktion werden die übrigen Innenteile wie Dachhimmel, Sitzunterseiten gereinigt. In diesem Rhythmus werden alle Fahrzeuge bis zur halbjährlichen Grundreinigung sauber gehalten. Diese beinhaltet zusätzlich das Reinigen der Sitze mittels Dampfextraktion.
Fahrzeugwechsel Trotz der sorgfältig ausgeführten Kontrollen und das Ersetzen oder Reparieren von einzelnen Teilen kann es vorkommen, dass während einer Fahrt ein Defekt oder eine Panne auftritt. In diesem Falle wird nur weitergefahren, wenn das Fahrzeug absolut betriebssicher ist. Das Fahrpersonal orientiert die Verkehrsleitstelle über den Vorfall. Ist das Fahrzeug nicht betriebssicher, müssen die Fahrgäste auf den nächsten Bus umsteigen und das defekte Fahrzeug wird ausgewechselt oder sogar abgeschleppt. Kann jedoch noch weitergefahren werden, wird der interne Pannendienst aktiviert. Das VBL-Pannenfahrzeug, ein oranger Lieferwagen, wird an die Endstation beordert. Hier wird in wenigen Minuten, in der Zeit zwischen Ankunft und vorgesehener Abfahrt, die Panne oder der Defekt behoben. Kann die Störung nicht behoben werden, wird ein Ersatzfahrzeug in den Linienplan integriert und das defekte Fahrzeug ins Depot Weinbergli rückgeführt.
Radwechsel
Der Pneuverschleiss im Innerstädtischen Verkehr ist 2-3-mal so hoch wie bei einem gleichen Fahrzeug im Überlandverkehr. Das viele Anhalten und Anfahren bei den insgesamt 365
Haltestellen mit vielen zum Teil engen Kurven auf dem über rund 325 km langem Gesamtnetz, beeinflussen den Verschleiss nachhaltig.
Reparaturinfrastruktur Im Depot Weinbergli ist eine voll ausgerüstete Garage- und Carrosserie-Werkstatt inklusive Lackiererei und entsprechendem Ersatzteillager und Reifendepot vorhanden. Dies erlaubt es der VBL praktisch alle Wartungen, Behebung von Defekten und Reparaturen «im Haus» vorzunehmen.
Eindrückliche Zahlen
Im Durchschnitt erhöht sich der Kilometerstand eines jeden Fahrzeuges pro
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