Ausgabe 1/2023

Interview mit Laurent Roux, CEO vbl

 

Alexandre, Maurice (4. Klasse) und Doris Kaufmann trafen sich im November mit Laurent Roux am vbl Standort Tribschen. Sehr spontan willigte Herr Roux ein, sich von den beiden Primarschülern interviewen zu lassen. Bei der Terminvereinbarung wurden sie unterstützt von Tobias Naunheim von der Quartierarbeit. Bevor es in seinem Büro losging mit dem «Fragenstellen», servierte er seinen Interviewpartnern heissen Kakao. Schnell war man so beim "Du". 

 

Wann wurde die vbl gegründet?

Die vbl wurde 1899 gegründet, damals unter dem Namen Luzerner Strassenbahn.

 

Warum befindet sich die vbl im Tribschen Quartier? 

Die vbl gehört noch heute zu 100 Prozent der Stadt Luzern. Die Landfläche wurde von der Stadt der vbl zur Verfügung gestellt. Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber es war ein Aussenquartier mit wenig Wohnraum und mit viel grüner Fläche. Deshalb wurde der Standort hier gebaut und heute ist dieser mitten in der Stadt Luzern.

 

Wie viele Gebäude hat die vbl?

Wir haben verschiedene Standorte. Zum einen das Depot im Weinbergli, welches der vbl gehört, wobei das Land durch die Stadt im Baurecht zur Verfügung gestellt wird. Wir haben noch einen Standort in Kriens, wo wir Fahrzeuge abgestellt haben. Der Standort gehört aber nicht uns, da sind wir eingemietet. Dasselbe in Root; da haben wir auch ein Depot. Auch dort sind wir eingemietet und eben hier im Weinbergli an der Tribschenstrasse 65. 

 

Welche Strecken fährt die vbl?

Wir fahren vorwiegend Strecken in der Stadt und in der Agglomeration, das heisst in und rund um die Stadt und den anschliessenden Gemeinden. Wir haben insgesamt 33 Linien, die wir fahren, doch nicht auf dem Land. Das ist nicht unsere Kernkompetenz. Unsere Kernkompetenz ist wirklich da zu fahren, wo es eng ist und viel Verkehr hat. 

 

Variieren die Strecken sehr in der Länge?

Ja, das tun sie. Unsere längste Strecke ist mittlerweile von Kriens nach Ebikon mit dem Bus Nr. 1. Das hat viele Vorteile für die Kundinnen und Kunden. Sie müssen nicht umsteigen, gleichzeitig hat es aber gewisse Nachteile im Betrieblichen, weil dann die Verspätungen, die vielleicht in Kriens passieren, bis nach Ebikon weitergezogen werden. Der Trend ist im Moment wieder eher Richtung kürzerer Strecken. 

 

Hat die vbl verschiedene Busse?

Total haben wir 150 Fahrzeuge, fast die Hälfte davon sind Trolleybusse. Das sind solche, welche an der Fahrleitung fahren, und dann haben wir Dieselbusse. Das sind die klassischen Busse, die wir jetzt ablösen durch Elektrobusse. Das sind Batteriebusse, wie die Elektroautos; wie z.B. Tesla. Wir haben zudem Hybridbusse. Das sind solche, die einen Diesel- und einen Elektromotor haben.

 

Warum fährt die vbl verschiedene Bustypen und Marken? 

Wenn ihr ein Auto kaufen wollt, lässt ihr euch in einer Garage beraten und ihr kauft das Auto, welches euch am besten gefällt. Wir jedoch müssen es ausschreiben, wenn wir Busse kaufen, welche eine bestimmte Geldmenge, einen bestimmten Preis überschreiten. Bei solchen Ausschreibungen können wir nicht bestimmen, wir möchten nur Mercedes, nur Solaris- oder nur Volvo Busse. Jener der das beste Angebot unterbreitet bezüglich Qualität und Preis kriegt den Zuschlag. Aus diesem Grund haben wir verschiedene Busse. 

 

Wie alt sind die Busse?

Trolleybusse fahren wir circa 20 Jahre, wobei wir nach ca. 10 Jahren eine grosse Wartung, eine Instandhaltung machen. Wir zerlegen den Bus, reparieren alles, erneuern und modernisieren ihn. Die Elektro- und Dieselbusse werden etwa im Alter von 12-13 Jahren ersetzt. 

 

Wie teuer sind Elektrobusse? 

“Was schätzt ihr?“ “Wir haben keine Ahnung”, antworten die Kinder.  Ein Elektrobus kostet ca. eine Million CHF. Das ist richtig viel Geld.  Es kommt allerdings auch auf den Eurokurs an. Der Preis kann zwischen 750‘000 CHF bis zu einer Million liegen. Dieselbusse sind etwa halb so teuer, jedoch im Betrieb ein bisschen teurer. 

 

Werden Busse mithilfe von Steuergeldern gekauft?

Etwa 60% der Mittel kommen aus Ticketeinnahmen. Wenn ihr fährt, bezahlt ihr und einen Teil davon kriegen wir. Die Gemeinden, in welchen wir fahren, bezahlen das Geld an den Kanton.  Die restlichen 40% beziehen wir vom Kanton bzw. der Stadt Luzern (Steuergelder).  Das macht daher Sinn, da gewisse Linien aus rein unternehmerischer Perspektive nicht rentieren. Zum Beispiel abends, da wo ich wohne, im 15 Minuten-Takt hin und herzufahren rechnet sich finanziell nicht. Unser Besteller will es jedoch, dass die vbl diesen Service zur Verfügung stellt und darum wird dieser auch finanziert.

 

Wie lange fahren Elektrobusse mit voller Ladung? 

Die heutigen Elektrobusse, die wir auf der Linie 10 fahren, wo es ziemlich hügelig ist, haben mit einer vollen Batterie eine Reichweite von ca. 150 Kilometern. 

 

Wie viele Ladestationen hat die vbl, und wo befinden sich diese?

Das ist jetzt ziemlich unspektakulär. Da wir noch nicht viele Elektrobusse fahren, genügen uns heute drei Ladestationen hier im Depot Weinbergli an der Tribschenstrasse. Die Trolleybusse, welche an der Fahrleitung fahren, müssen nicht aufgeladen werden. 

 

Wie lange dauert es, bis sie dann wieder aufgeladen sind?

Das kann man so nicht sagen, weil es davon abhängt, wieviel Strom sie beziehen können. Im Schnelltest etwa drei Stunden bis zur vollen Ladung. Bis 80% geht es deutlich schneller und es kommt darauf an, ob wir drei Busse gleichzeitig laden oder nur einen Bus.

 

Wie läuft der Reinigungsprozess der Busse ab?

Die Innenreinigung wird aktuell jeden Abend durch eine externe Firma erledigt, die hier bei uns in der Nacht reinigt. Wir sind zurzeit am Überprüfen, ob dies noch notwendig ist. Insbesondere mit der heutigen Teuerung ist dies ein grosser Kostenfaktor geworden. Im Sommer reinigen wir die Busse aussen einmal pro Woche in der Waschanlage. Im Winter zweimal pro Woche, weil die Fahrzeuge im Winter schmutziger werden. 

 

Wie viele Mitarbeiter:innen hat die
vbl insgesamt und wie hoch ist der Frauenanteil?

Insgesamt beschäftigt die vbl rund 500 Personen. Bei den Mitarbeiterinnen haben wir noch sehr viel Potential. Im Moment sind wir bei einem Frauenanteil von 15%. Im Kader haben wir sehr wenige Frauen, aber das wird sich sehr bald ändern.

 

Wie wird man Busfahrer:in?

Das ist ganz einfach. Man bewirbt sich bei uns. Es ist kein Erstberuf. Man kann keine Lehre machen als Busfahrer:in. Man braucht schon einen Lehrabschluss oder die Matura. Man muss 2-3 Tests machen. Deutschkenntnisse sind erforderlich, zumal dies unsere Kunden:innen erwarten. Die Ausbildung zum / zur Trolleybusfahrer:in dauert einen Monat (sofern man bereits Autofahren kann) und dann noch eine Woche in Begleitung. Danach gibt es noch weitere Ausbildungsmöglichkeiten. Zum Fahren von Diesel- oder Elektrobussen braucht es einen anderen Ausweis. Nach 50 Fahrstunden und Theorieprüfungen kann man dann alle Busse fahren. 

 

Welche Schichten haben die Mitarbeitenden? 

Wir arbeiten so wie die Busse verkehren; d.h. es gibt Früh -, Mittel- und Spätschichten bis nachts um 2 Uhr.  

 

Wie genau funktionieren Wunschdienstfahrpläne? 

Mitarbeiter:innen können immer einen Monat vorher den Folgemonat eingeben. Sie tragen ein, wie sie arbeiten möchten; an welchen Tagen und zu welchen Zeiten. Einige Mitarbeitende bevorzugen z.B. stets die gleiche Schicht, Früh -, Mittel-, oder Spätschicht. Die Mitarbeitenden können selbst einteilen, wann sie arbeiten wollen; einige arbeiten sehr gerne früh am Morgen, tagsüber oder eben viel lieber bis spät in die Nacht. Wir erreichen im Moment einen “Wunsch-Erfüllungsgrad” von ca. 80-85%. Das ist echt cool! Der Wunschdienstplan, verknüpft mit der Jahresarbeit, ist sehr attraktiv. Dies haben noch lange nicht alle Mitarbeiter:innen in der Schweiz.  

 

Fährt die vbl auch ins Ausland?

Ja. Wir haben noch eine Tochtergesellschaft, die “vbl transport ag”. Wir fahren mit „VBL REISEN” ins Ausland. Also, wenn ihr z.B. mit eurem Fussballclub irgendwo hinfahren möchtet, z.B. um einen Bayern-Match zu gucken, dann könnt ihr bei uns einen Bus mieten und mit eurem Club dort hinfahren. Nur so fahren wir ins Ausland, sonst nicht. 

 

Wir danken dir für all die informativen Antworten und vbl-Einblicke; wie auch für den lockeren, unkomplizierten Austausch und deine herzliche Gastfreundschaft.